PM: Antifeminismus Falschaussagen Demagogie

PM: Antifeminismus Falschaussagen Demagogie 150 150 Landesfrauenrat Mecklenburg-Vorpommern

Stellungnahme des LFR zum AFD Antrag (Drs. 7/5001) im Landtag M-V

Die Herren von der AFD wünschen sich ein „klares Familienbild“ für Mecklenburg-Vorpommern, das steht ihnen natürlich frei – im privaten Bereich die für sie geeigneten Lebens- und Familienformen zu wählen.
 Doch sollte dieses Bild „der Familie aus Vater, Mutter und Kindern“ durch politische Priorisierung für alle Einwohner*innen des Landes vorgeschrieben werden? Lassen sich die Lebensweisen der hier lebenden Menschen auf dieses eine Modell festschreiben?

Insbesondere in den neuen Bundesländern und so auch in Mecklenburg-Vorpommern werden die Lebensformen vielfältiger. So wurden im Jahr 2018 in M-V fast 60% der Kinder außerhalb einer Ehe geboren. Diese hat ihre dominante Stellung längst eingebüßt, was insbesondere die Zunahme des Anteils von Kindern in Lebensgemeinschaften, aber auch bei Alleinerziehenden (v.a. Müttern) zeigt. „Familien in MV entsprechen schon lange nicht mehr dem sogenannten ‚klassischen, traditionellen Familienbild‘.

Die Pluralisierung der Lebensformen, in denen Kinder aufwachsen, ist in M-V vergleichsweise weit vorangeschritten“ sagt Heike Trappe Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Familiendemographie an der Universität Rostock.
Zudem wird der Familienbegriff schon seit einiger Zeit von den Kindern und nicht mehr von der Lebensform der Eltern abgeleitet. Familie ist da, wo Kinder sind – ganz egal, ob sie mit zwei Müttern, einem Vater, fünf Erwachsenen oder Mutter und Vater zusammenleben. Das ist auch sinnvoll, denn so kommen staatliche Unterstützungsmaßnahmen
allen Kindern zugute und benachteiligen nicht jene, die nicht ins vermeintlich „richtige“ Familienbild passen.

„Uns als Landesfrauenrat M-V ist für Familien außerdem wichtig, dass es allen Elternteilen möglich ist, ein eigenes Einkommen zu erzielen. Nur dann ist für Frauen und Männer, Mütter und Väter die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die freie Wahl der Lebensform und die Möglichkeit der individuellen Lebensgestaltung gegeben“ betont die Vorsitzende des LFR M-V Ulrike Bartel. „Das bedeutet natürlich auch, dass beide Elternteile in gleicher Weise die familiäre Sorgearbeit übernehmen müssen“.

Der Antrag der AFD enthält solche Überlegungen nicht. Hier stehen ein alleiniges Erziehungsrecht der Eltern und die Funktion der Kinder für den „Fortbestand“ einer selektiven Bevölkerung im Mittelpunkt der Argumentation.
Nach unserem Verständnis haben Kinder jedoch ebenfalls einen Anspruch auf individuelle Entwicklungsmöglichkeiten. Sei es hinsichtlich ihrer Bildung oder ihrer geschlechtlichen Identität. Was sie dazu brauchen sind nicht Erziehungsrechte, sondern Eltern und Bezugspersonen, die sie unterstützend begleiten, z.B. indem sie ihnen die vielfältigen Wahlmöglichkeiten aufzeigen. Eine zeitgemäße, an den Entwicklungsstufen der Kinder orientierte Sexualpädagogik in der Schule ist ein kleiner Baustein dafür. Denn es ist mitnichten so, dass sich ALLE Kinder als Mädchen oder Jungen, rosa oder blau einordnen lassen möchten, wie z.B. die zunehmende Zahl an Elterninitiativen für trans*Kinder und trans*Jugendliche zeigt.

Und wenn schon „die Biologie“ als angeblicher Beweis für gegenteilige Behauptungen herangezogen wird, müsste ehrlicherweise auch gesagt werden, dass ganz „biologisch“ immer wieder intersexuelle Kinder geboren werden, die sich in die medizinischen Normen von weiblich/männlich schlichtweg nicht einordnen lassen. Warum sollte darüber im Schulunterricht nicht gesprochen werden dürfen?

Wer eine solche Sichtweise als „Gender-Ideologie“ bezeichnet, verbindet zwei Begriffe mit dem Ziel, ersteren zu diskreditieren. 
Das englische Wort Gender bezieht sich auf die sozialen Aspekte des Geschlechts, also auf die damit verknüpften Rollen, Erwartungen, Normen usw. Ein Blick in die Historie zeigt, dass diese durchaus variabel sind.

Der Begriff Ideologie ist nicht eindeutig definiert. Er wird ganz allgemein als „Lehre von den Ideen“ beschrieben, mancherorts aber auch als „Weltanschauung, die vorgibt, für alle gesellschaftlichen Probleme die richtige Lösung zu haben“ erklärt. Anderswo heißt es wieder, eine Ideologie sei eine „systematisch verzerrte Kommunikation“.
Ob dieser Begriff nun am ehesten auf die hier dargelegten Argumente oder auf die Vorstellungen der AFD Herren zutrifft, sollten die Menschen im Land am besten selbst entscheiden.

Die Stellungnahme als PDF

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