8 Sätze sind zu kurz für diese Tage
Mein Tag beginnt in einem Wartezimmer einer Hals-Nasen-Ohren-Praxis: rechts von mir meine Siebenjährige, die während des Wartens schon einmal ihre Matheaufgaben löst, auf meinem Schoß meine Fünfjährige, dessen Sitz der Paukendrainage überprüft werden soll – alle in Atemschutzmaske.
Nachdem wir uns auf dem Rückweg über unser erstes Körbchen frischer Erdbeeren vom Stand freuen, heißt es Zuhause „Weiterbüffeln“ für meine Große (Schreibschrift, Geometrie, Mathe) und für mich (Arbeits-E-Mails überprüfen und beantworten – obwohl ich im Notfallurlaub bin). Alltägliches Einerlei des Wäscheaufhängens und Mittagessenkochens folgen. Danach bräuchte ich eine Mittagsruhe, muss aber den Wocheneinkauf erledigen – während die Mädels – von den Nachbarn bewacht – eine Serie über Dinosaurier schauen.
Der Nachmittag bringt viel Sonnenschein auf unserem in den letzten Wochen noch lieber gewonnenen Hinterhof – und ein Kolloid-Experiment, bei dem wir mit Eiswürfeln, Salz, Sahne, Zucker und Vanille ein Vanille-Eis herstellen. Tag 5 von Woche 7 geht zu Ende mit einem „Spinne Widerlich“-Buch, einem Buch über die Superheldin „Rote Maske“ und viel Kuscheln.
Epilog: Meinen Tag in die vorgegebenen 8 Sätze zu fassen, erschien mir sehr schwierig und nur mit vielen Nebensätzen möglich. Die vielen kleinen Unwegbarkeiten des Alltags unter Corona, mit zwei Kindern Zuhause – alleinerziehend – im Home-Office fanden hier gar keinen Platz: die Tränen-Momente des Freunde-Vermissens, das Nervenberuhigenmüssen beim Anblick des „Spielzeug-Parcours“ im Wohnzimmer, der Wach-Bleib-Kampf am Abend für die liegen gebliebenen Aufgaben von der Arbeit, die Ideenwerkstatt für neue Mittagsrezepte, Telkos, Telkos,Telkos …